Sonntag, 18. Juni 2023

Dirk Oschmann: Der Osten: eine westdeutsche Erfindung


„Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet, und initiiert damit eine überfällige Debatte.“ (Umschlagtext)

Nach vielen Runden der immer mal wieder aufkommenden Ost-Debatte hätte ich ja inzwischen mal Interesse an einer Studie dazu. In welchen Medien kommen diese Debatten auf? Wie sind diese Medien eigentlich geprägt? Gibt es wiederkehrende Anlässe für das Wiederaufgreifen der Debatte? Wie verlaufen diese Debatten? Wie enden diese Debatten und mit welchen gesellschaftlichen Ergebnissen?

Die beste Bücherfrau von allen sagt, ich müsse das lesen. Und so kam ich zum zweiten #leihbuch in einer Woche. 😊

„Seit 1990 macht der deutsche Osten die Erfahrung, von der Gestaltung unserer Demokratie ausgeschlossen zu sein. Es gibt zwar formale, aber nur wenige reelle Chancen auf Teilhabe, Repräsentativität, Einstieg oder gar Aufstieg in gesellschaftlich relevante Teilsysteme, von Macht, Geld und Einfluss ganz zu schweigen. Der Anteil Ostdeutscher in Spitzenpositionen in Wissenschaft, Verwaltung, Jurisprudenz, Medien und Wirtschaft beläuft sich selbst Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung auf durchschnittlich 1,7 Prozent – ein erschreckender Beleg für die Ungleichheit und systematische Benachteiligung der Ostdeutschen. Noch heute fehlen vielen von ihnen die Netzwerke, der Stallgeruch, die Verwandtschaft im Habitus – mit einem Wort: alles, nämlich das kulturelle, symbolische, soziale und ökonomische Kapital.
In seinem persönlich geprägten, zornigen Text zeigt der Leipziger Germanist Dirk Oschmann, dass wir dringend etwas an der Konstruktion des Ostens durch den Westen ändern müssen. Nur dann wird es uns gelingen, die Demokratie als politisches System wie auch die Gesellschaft als soziales Gebilde in einer stabilen Balance zu halten.“ (Klappentext)

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