Sonntag, 27. April 2025

Didier Eribon: Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben


„Das ist also das Leben meiner Mutter gewesen, dachte ich, das Leben und das Alter einer Arbeiterin. Noch wusste ich nicht, dass ich dieser Aufzählung bald ein drittes Wort würde hinzufügen können.“ (Umschlagtext)

Scheidungskind, Dorfkind, erster mit Abitur in der Familie, früh aus dem Elternhaus raus, eigene Wege jenseits der elterlichen Welt, schwul noch obendrein – frühes instinktives Erkennen, was andere so alles an sozialem Kapital geerbt haben, was einem selbst so fern vorkommt, irgendwie immer vorgespielt. Achja, der Eribon hat mich schon mit seinem ersten Bestseller in Deutschland sehr direkt erreicht.

Während meine Mutti, verwitwet nach ihrer zweiten Ehe, immer noch in dem Dorf lebt, wo es ihr zum Glück und hoffentlich noch sehr lange gut geht, bin ich gespannt, wie viele Aha-Momente dieses Buch dann nun bereithält.

„Wenige Wochen nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim stirbt Didier Eribons Mutter. Wie in Rückkehr nach Reims wird dieser Einschnitt zum Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit: Eribon rekonstruiert die von Zwängen bestimmte Biografie einer Frau, die an einen brutalen Ehemann gekettet blieb und sich sogar in ihren Träumen bescheiden musste: ‚Meine Mutter war ihr ganzes Leben lang unglücklich.‘ Dabei erweist sich der Soziologe erneut als großer Erzähler: Anhand suggestiver Episoden und berührender Erinnerungen zeigt Eribon, wie wichtig Familie und Herkunft für unsere Identität sind. Und er legt schonungslos dar, wie sehr die Politik, aber auch die Philosophie, ja wir alle die skandalöse Situation vieler alter Menschen lange verdrängt haben.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Sonja Finck)

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