Mittwoch, 16. April 2025

Gabriela Wiener: Unentdeckt


„Ein Ururgroßvater ist kaum mehr als eine Spur in einem Leben, es sei denn, er hat läppische viertausend präkolumbianische Objekte mit nach Europa genommen. Und wenn seine größte Leistung darin besteht, Machu Picchu nur fast entdeckt zu haben. – Gabriela Wieners provokanter autobiografischer Roman ist eine intime Geschichte aus dem Familienarchiv, die auch die Geschichte eines ganzen Kontinents ist.“ (Umschlagtext)

Messemitbringsel 4:

Wenn gut gelaunte Verlagsmitarbeiter:innen dich durchs Verlagsprogramm führen und gemeinsam mit dir nach dem richtigen Buch für dich suchen, ja dann ist Messezeit in Leipzig. 😉

Den Kanon Verlag hatte ich bisher im besten Sinne für Ostdeutsches/Osteuropäisches und auch für Politisches im Kopf. Aber bei so vielen Verlagen und Veröffentlichungen braucht es halt mitunter auch einen zweiten Blick. Der hat sich hier, glaube ich, in jedem Fall gelohnt.

Schon bei der Schilderung der herzlichen Verlagsmitarbeiterin musste ich etwas an Fernanda Melchor denken, die ähnlich gelobt wird als eine junge, weibliche Stimme, die auch das literarische Patriarchat mal alt aussehen lässt. Ich bin also gespannt und freue mich über ein weiteres schön gemachtes Buch aus diesem Verlag.

„Die heiligen Orte in den Anden beherbergten einst wertvolle Grabbeigaben. Heute findet man sie in den großen Sammlungen europäischer Museen. Dort wird Gabriela Wiener mit ihrem Erbe konfrontiert: Ausgerechnet ihr Ururgroßvater Charles Wiener, ein jüdisch-österreichischer Forscher, erbeutete im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte. Als sie der väterlichen Linie ihres Stammbaums nachgeht, stößt sie auf patriarchale Heldenerzählungen: die Legende des bescheidenen Deutschlehrers, der über Nacht zum Indiana Jones wird, aber in Peru Frau und Kind zurücklässt. Und die Parallelbeziehung ihres Vaters, in der dieser mit Vorliebe eine Augenklappe trug. Werden Vorstellungen von Liebe und Lust weitergetragen? – Ausgehend von ihrem Nachnamen wird Gabriela Wiener nicht nur zur Chronistin von Kolonialverbrechen, sondern auch zur Erzählerin ihrer selbst.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Friederike von Criegern)

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