Samstag, 22. Juli 2023

Dana Kaplan/ Eva Illouz: Was ist sexuelles Kapital?


„Die Sphäre der Sexualität ist kaum noch von der Sphäre der Produktion zu unterscheiden.“ (Umschlagtext)

Immer gibt es jemanden, der oder die behauptet, dies oder das Gesellschaftliche sei „naturgegeben“, um gleichzeitig von der Allmacht der menschlichen Spezies in der Welt zu fabulieren. Wir können froh sein, dass uns wissenschaftliches Arbeiten schon so viel an Wissen und Verständnis zugänglich gemacht hat. Das ist doch ein wunderbarer Ausgangspunkt, von dem aus wir darüber nachdenken können, wie die Welt besser werden kann. Ups, da ist mir ganz idealistisch der Konjunktiv abhandengekommen. 😊

„Nicht die Natur bestimmt unsere Vorstellungen von Sexualität, sondern die Gesellschaft. War es früher die Religion, die den Sex regulierte, so ist es heute die Ökonomie. Kein Wunder also, dass ‚sexuelles‘ oder ‚erotisches Kapital‘ in der Soziologie, den Gender Studies, der Sexualwissenschaft und sogar in der Alltagssprache zu einer gängigen Metapher geworden ist, um die Motive und Konsequenzen von Praktiken etwa zur Steigerung der sexuellen Attraktivität zu beschreiben.
In ihrem konzisen und mit zahlreichen Beispielen angereicherten Buch verteidigen Dana Kaplan und Eva Illouz den Begriff des sexuellen Kapitals als analytische Kategorie, machen ihn jedoch komplexer und befreien ihn von Gender-Klischees sowie von rationalistischen und identitätspolitischen Kurzschlüssen. Sie zeigen, das sexuelles Kapital verschiedene, historisch bedingte Formen annehmen kann, die zeitweise auch nebeneinander bestehen. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Spezifika der neoliberalen Sexualität, die mit einer ganz eigenen Sorte von sexuellem Kapital einhergeht. Dieses zirkuliert längst nicht mehr nur im Bereich privater Intimbeziehungen, sondern in der gesamten Sphäre der kapitalistischen Reproduktion. Aus dieser Perspektive erscheint dann auch die Frage nach Klassen- und Geschlechterhierarchien in einem neuen Licht.“ (Klappentext)

(Übersetzung: Michael Adrian)

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