Donnerstag, 31. Oktober 2024

Lilly Gollackner: Die Schattenmacherin


„Müsste ich sie in einem Bild festhalten, denkt Ruth, es wäre dieses: Die goldene Pinzette an ihrem Kinn im Sonnenschein.“ (Seite 9)

Dystopien gehen immer. Vor allem, wenn es ohnehin keine weit verbreitete Zukunftshoffnung oder eine Idee gibt, die viele Menschen zu inspirieren vermag. Das nimmt dem Lesespaß auch erstmal nichts weg. 😊

Lilly Gollackner hat eine Welt entworfen, in der der Klimawandel nur noch wenige bewohnbare Flecke auf der Erde zurückgelassen hat. Unter der erbarmungslos brennenden Sonne gedeiht nur mittels innovativer Techniken überhaupt noch irgendwas. Wasser ist knapp und der Aufenthalt jenseits der überschatteten Rückzugsorte ist tödlich. Soweit so gut.

Jahrzehnte, bevor die Geschichte einsetzt, hat eine Seuche alle Männer dahingerafft. Übrig blieben die Frauen, die sich neu organisierten, mit Wissenschaft und Technik das Überleben sicherten und nur mittels künstlicher Fortpflanzung den Fortbestand der Menschheit gestalteten.

Die Hauptfigur Ruth ist die Präsidentin dieser Gesellschaft und leitet seit Jahrzehnten ihre Geschicke. Sie gehört zu der Generation, die noch mit Männern aufwuchs und lebte und diese neue Welt mit aufbaute und prägte. Doch es wird immer offensichtlicher, dass der Rat, dem sie vorsitzt, den Wechsel hin zu Ania vollziehen will. Sie ist jung, in dieser Welt aufgewachsen, energisch und hungrig nach dem Leben.

Während Ruth die junge Ania auf ihre Aufgabe vorbereiten soll, ringen widerstreitende Gefühle in ihr. Einerseits fasziniert sie die Selbstsicherheit und der Blick der designierten Nachfolgerin nach vorn. Andererseits glaubt Ruth, Ania sei noch nicht bereit und wisse viel zu wenig. Zum Beispiel warum es gut ist, dass es keine Männer mehr gibt.

Ania ist ein heller und wacher Geist. Ihr entgeht nicht, wie schwer sich Ruth mit der Übergabe tut und sie ahnt schnell, dass viele Geheimnisse vor ihr versteckt gehalten werden. Was hat es mit den Ernten auf sich? Welche Zerwürfnisse hinter den Kulissen gibt es da zwischen den Frauen der Gründergeneration? Werden bei den künstlichen Befruchtungen tatsächlich keine männlichen Kinder geboren? Lässt sich das nach Jahrzehnten erstarrte System wirklich einfach so fortführen?

Gollackner zeichnet diesen Machtkampf mit knappen Schilderungen eindringlich nach. Sie braucht nicht viel Brimborium, um diese Welt plausibel erstehen zu lassen. Die Dialoge und Reflexionsebenen machen aus diesem Roman mehr als eine nette Zukunftsgeschichte mit ein bisschen Grusel.

Denn wer will, kann den geschilderten Generationenmachtkampf natürlich auch auf die Entwicklungen der Frauenbewegungen der letzten Jahrzehnte beziehen. Generationen kämpferischer Frauen, die gar nicht so wenig in erbitterten Auseinandersetzungen erstritten haben und das irgendwann nicht mehr riskieren wollen. Zurückliegende Erfolge, deren Erinnerung sich wie ein Schatten auf den Blick in die Zukunft legt und die Sicht womöglich einengt. Nachfolgende Generationen, die ihre Kämpfe erst finden und führen müssen, das aber von einem anderen Ausgangspunkt tun können und müssen als ihre Mütter. Ich würde sagen, da steckt so einiges drin.

Dieser Roman ist mehr als reine Unterhaltung, ohne unendlich schwer daherzukommen. Eine gute Story, gut erzählt und Stoff zum Nach- und Mitdenken gibt es auch. Ehrlich, was will man mehr? 😉

Kurz und gut: Dystopie geht auch auf 180 Seiten – und zwar sehr gelungen. Lesen!

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Mittwoch, 30. Oktober 2024

Fabian Scheidler: Der Stoff aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen


„Die industrielle Zivilisation hat das Antlitz der Erde innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte radikal verändert: An die Stelle von beinahe endlosen Wäldern und vielfältigen Kulturlandschaften sind Megastädte und Industriegebiete, Straßengeflechte und Containerhäfen, landwirtschaftliche Monokulturen und Abraumhalden getreten.“ (Seite 9)

Physik und Biochemie sind jetzt nicht meine bevorzugten Themen. Insofern bin ich ganz froh, dass dieses Buch von einem Journalisten fachkundig – wie ich vermute – geschrieben wurde. 😊

Nach vielen Ausflügen in die jüngste Geschichte insbesondere von Ostdeutschland, war es doch ganz wohltuend, den Blick mal wieder etwas zu weiten. So aufs Große und Ganze schauen. Denn letztlich lässt sich die Frage, wie wir als Menschen leben wollen, eben doch nicht von unserer Umwelt, der Natur trennen. Das zumindest ist inzwischen unbestritten. Dass es dazu eben doch noch mitunter skurril anmutende Debatten gibt, verdeutlicht für meinen Geschmack, die Dringlichkeit und Wichtigkeit, uns Menschen wieder viel mehr als Teil der Welt zu begreifen.

Im ersten Schritt referiert Scheidler den Stand der Erkenntnisse in der Physik (und ein wenig den Weg dorthin). Ich fasse es mal für mich so zusammen: Je tiefer wir in die stoffliche Welt hineinschauen können, um so weniger Greifbares findet sich. Zellen, Atome, Atomkerne – und dann löst es sich in im Wesentlichen fließende Energie und Information auf.

Biochemisch weitergedacht findet sich offenbar das gleiche Phänomen, egal wie fest uns der Stein, die Baumrinde oder der Sixpack erscheinen mögen. Besser noch, Energien und Informationen fließen ständig hin und her und über die Grenzen dessen, was wir als feste oder geformte Körper wahrnehmen hinweg. Die Folgerung liegt nahe, dass wir auf dieser Ebene im steten molekularen Austausch mit unserer Umwelt stehen, egal wie sehr wir das Gefühl haben, die Welt zu beherrschen.

Anhand von Beispielen aus der Wissenschaftsgeschichte zeichnet Scheidler ein Bild, bei dem Forschende eine Welt beschreiben, die sehr viel verbundener ist, selbstorganisierter als es in unserem seit Jahrhunderten geprägten mechanistischen Weltbild erkennbar ist. Während wir noch glauben, wir müssten da nur etwas hinbauen, hier etwas konstruieren etc., wird klar, dass wir nie alle Querverbindungen, Variablen und Auswirkungen werden berechnen können.

Spannend ist auch der nicht ganz neue Hinweis darauf, dass uns Menschen unter anderem ausmacht, dass wir uns eine innere Welt aus Gefühlen, Wahrnehmungen etc. schaffen können. Hippiekram halt. Trotzdem bauen wir Gesellschaften, die ausschließlich mechanistisch gedacht sind – mit all den Auswirkungen auf uns als Individuen und unseren Umgang miteinander und mit unserer Umwelt. Vielleicht lässt sich so verstehen, warum wir in Debatten ernsthaft fragen, wer Klimaschutz bezahlen soll, obwohl uns klar ist, dass die Natur, die Physik, die Biochemie etc. keinen Kredit geben.

Ein wenig verblüffend ist der Effekt, wenn man von dieser Lektüre zurück zu Texten wechselt, die ausschließlich um uns als Menschheit und menschliche Interaktionen kreisen. 😉

Kurz und gut: Wissenschaft und Nachdenken über das große Ganze können so Spaß machen und inspirieren. Lesen!

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Dienstag, 29. Oktober 2024

Angelo Tijssens: An Rändern


„Ein junger Mann kehrt in seine Heimat zurück, an die Küste Flanderns. Hier trifft er nach vielen Jahren seine erste große Liebe wieder, die ihm wieder ganz nah kommt, wie früher. Er stellt sich aber auch den schmerzhaften Erinnerungen an seine traumatische Kindheit: an die ihn misshandelnde Mutter und die Entdeckung seiner Homosexualität in einer Welt, in der es dafür keinen Platz gab. Auf wenigen Seiten entfaltet Angelo Tijssens´ Text eine ungeheure Wucht, er ist traurig, zutiefst berührend und empowernd zugleich. Ein schmales Buch mit größter Wirkung.“ (Umschlagtext)

Puh, das klingt doch nach einem passenden Buch für Tage, deren frühherbstliche Trübnis noch durch ein paar Sonnenstrahlen durchbrochen wird, warm genug, um auf den Schal zu verzichten aber auch so kühl, dass eine Decke um die Schultern auf dem Balkon wohltut.

Bei dem Klappentext konnte ich mal wieder nicht anders. 😊

(Übersetzung: Stefanie Ochel)

„Er zieht mir den Pullover über den Kopf, ich stütze mich ab, um es ihm Leichter zu machen. Er dreht mich auf den Rücken. Ich sehe nichts, spüre seine Hände auf meiner Brust, meinem Bauch.

Wo sind die Narben?

Weiter unten, sage ich. Ja, da.

Die sehen schön aus. Wie Zeichnungen.
Seine Finger streifen das Narbengewebe.
Merkst du das?

Ja, sage ich.

Er sieht mich an und sagt: Trotzdem bist du intakter als früher. Ich sehe ihn an und er ergänzt: Du bist starker. Auch weniger blaue Flecken.

Ja, sage ich. Nicht mehr so tollpatschig.

Das wird es sein, sagt er.

Draußen wütet immer noch der Sturm. Hier drinnen legt ein junger Mann die Hand auf die Brust eines anderen, dann auch den Kopf. Sie atmen zusammen ein und aus.

Jetzt zieht er auch den Pullover aus, Haut an Haut, dann zieht er am Gummuzug seiner Hose und zeigt kurz seinen Steifen. Für dich, sagt er und ich lache, laut.“ (Klappentext)

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Samstag, 26. Oktober 2024

Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen


„Mohamed Mbougar Sarr schildert in diesem funkelnden Roman die Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verlorgen geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, folgt er fieberhaft der Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als ‚schwarzer Rimbaud‘ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Plagiatsskandal tauchte er jedoch unter. Wer war der geheimnisvolle Dichter?

Voller Sinnlichkeit und flirrender Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine brandaktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte.“ (Umschlagtext)

Ein geheimnisvolles, lange verschollenes Buch, ein noch geheimnisvollerer Autor – da ist doch alles drin. Dass das Ganze, so zumindest die Ankündigung, auch noch mit aktuellen Debatten in der Auseinandersetzung um das Erbe des Kolonialismus und Rassismus in weißen Gesellschaften gewürzt ist, verspricht doch schon mal einiges. 😉

(Übersetzung: Sabine Müller, Holger Fock)

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Freitag, 25. Oktober 2024

David Graeber/ David Wengrow: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit


„Unwiederbringlich ist der größte Teil der Menschheitsgeschichte für uns verloren.“ (Seite 9)

Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte – also seit es uns als Spezies gibt – waren Stadtschreiber:innen, Archive, Kanzleien, Museen und was noch alles dafür sorgt, dass Wissen über das, was war, erhalten bleibt, schlicht nicht existent. Wollen wir heute wissen, wie wir als Menschheit wurden, was wir heute sind, sind wir auf Archäolog:innen und Anthropolog:innen wie die beiden Autoren dieses Bandes angewiesen. Und auf zunehmend feinere technische, chemische etc. Methoden, um erfassen zu können, was vielleicht doch noch die Zeiten überdauert hat.

Den zu den verschiedenen Zeiten lebenden Menschen kam ihre jeweilige Welt wie auch uns vermutlich ziemlich unerschütterlich in ihren Grundfesten vor. Der Mensch sei so, wie man ihn halt kennt, die Gesellschaft funktioniere desgleichen. Es ist meist schwer sich vorzustellen, dass alles auch mal anders gewesen sein könnte oder auch wieder werden könnte.

Auf modern übersetzt könnte das lauten: Der Mensch ist halt gierig und muss durch Gesetze und Normen im Zaum gehalten werden. Es gäbe immer Menschen die reicher sind als andere, oben und unten – Ungleichheit eben. Aber entspricht das tatsächlich der Entwicklung der Menschheit?

Der Band untersucht nicht, wann die Ungleichheit unter den Menschen in die Welt kam oder warum. Aber er hinterfragt, ob es denn unabänderlich gewesen sei, dass mit dem Aufkommen von Ackerbau etc. die Ungleichheit der Menschen zwangsläufig aufgekommen sei.

Was wäre denn, wenn das, was wir in den vielleicht letzten 5000 Jahren so an Zivilisation hatten, so gar nicht dem entspräche, wie Menschen in den zehntausenden Jahren zuvor zusammengelebt haben?

Anhand vieler Erkenntnisse aus Archäologie und Anthropologie entsteht ein Bild, in dem Menschen die verschiedensten Arten zusammenzuleben ausprobiert haben. Es gab Zeiten, in denen hierarchische Gesellschaftsformen bevorzugt wurden und andere, in denen das Zusammenleben offenbar auch sehr gut in losen, eher anarchischen Zusammenschlüssen erfolgte. Das verblüffendste scheint zu sein, dass Menschen offenbar sehr lange Zeit zwischen den verschiedensten Formen hin und her und zurück gewechselt sind – je nachdem, was gerade erforderlich war. Jagdzeiten waren so wohl eher mit straffer Organisation und Hierarchien verbunden, aber sie waren dabei wohl die Ausnahme, nicht die Regel.

Sehr schön fand ich die Beschreibung, dass zu diesen fluiden Wechseln wohl auch gehörte, dass Machtpositionen dabei nur auf Abruf Gültigkeit beanspruchen konnten. Eben noch Anführer der Jagdtruppe und kurze Zeit einfaches Mitglied der Gemeinschaft wie alle anderen auch, um mal bei dem Beispiel zu bleiben.

Ein anderes Beispiel beschreibt, dass es im frühen Amerika Stämme mit Königen gab, die durchaus absolute Macht ausüben konnten. Aber eben nur da, wo sie gerade selbst vor Ort waren. Hatten die Untergebenen darauf keine Lust, wechselten sie den Ort.

Bisher wusste ich ebenso nicht, dass frühe Städte mitnichten zwangsläufig mit starren gesellschaftlichen Hierarchien einhergingen. Offenbar funktionierten die so gar ganz gut ohne Verwaltungsapparat, der zur Machtausübung diente. Hierarchische Gesellschaften mit Königen an der Spitze waren eher Randerscheinungen, die an den Rändern ertragreicher Gegenden existierten – eine Ausnahme eben.

Was könnte all das Wissen für uns heute bedeuten? Eine Lektion wäre möglicherweise, die Art, wie wir Gesellschaft denken, nicht für unabänderlich zu halten. Wenn Menschen so viele zehntausend Jahre auch gut ohne fest zementierte Ungleichheit zurechtkamen, dann wäre durchaus auch denkbar, dass Alternativen zu unserer Welt heute geben kann. Und die widersprächen mitnichten grundsätzlich der Natur des Menschen, wie insbesondere in aktuellen politischen Fragen gern von ganz rechts behauptet wird.

Oder, um einen politischen Slogan aufzugreifen – eine andere Welt ist möglich.

Ein besonderes Augenmerk des Bandes liegt auf dem Blick, den von Europa aus kolonisierte Menschen – die Barbaren aus der Sicht der Europäer – auf eben dieses Europa und die Gesellschaften dort hatten. In den Texten scheint es so, als stünde der stolzen europäischen Tradition eine womöglich viel weltweisere und weiter in die Vergangenheit reichende Kenntnis über das Zusammenleben von Menschen gegenüber. Es geht den Autoren hier nicht um einen romantisierenden Blick auf die „unverbildeten, naiven Eingeborenen“, sondern vielmehr darum zu zeigen, wie einengend der europäische Blick auf die Menschheitsgeschichte womöglich ist. Das sind ganz großartige Anregungen, die hier aufgeschrieben wurden.

Kurz und gut: Inspirierend, lesbar geschrieben und eigentlich ganz dicht an aktuellen Menschheitsfragen dran – lesen!

(Übersetzung: Henning Dedekind, Helmut Dierlamm, Andreas Thomsen)

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Donnerstag, 24. Oktober 2024

Octavia E. Butler: Xenogenesis. Das große Zukunftsepos


„Die ferne Zukunft. Ein Atomkrieg hat die Erde fast vollständig zerstört. Nur einige wenige Menschen wurden von den Oankali, einer geheimnisvollen außerirdischen Spezies, gerettet. Jetzt sollen sie auf ihren Heimatplaneten zurückkehren. Aber die Hilfe der Oankali hat ihren Preis …“ (Umschlagtext)

Im besten Buchladen von allen in der Auslage gesehen, Umschlagtext gelesen – gekauft. 😉

Jetzt lese ich schon so lange und so viel, und immer wieder entdecke ich Namen, von denen ich noch nie was gehört habe, die aber voll bekannt zu sein scheinen. Irre. Aber dafür lieben wir ja auch diese Welt der Bücher, gelle.

Ist das nicht grandios, dass in diesem dicken Schinken aus den Achtzigern offenbar voll die krass woken Themen verarbeitet wurden? Vielleicht ist es ja tatsächlich schlicht albern, woke als Schimpfwort zu gebrauchen. Egal, ich freu mich auf eine hoffentlich toll erzählte Story. 😊

(Übersetzung: Barbara Heidkamp)

„Die Gegenwart: In einem verheerenden Atomkrieg wird beinahe die ganze Erde zerstört. Jahrhunderte später: Die Schwarze Amerikanerin Lilith Iyapo erwacht an Bord eines Raumschiffs. Die geheimnisvollen Oankali haben die überlebenden Menschen von der verseuchten Erde geholt und in einen Kälteschlaf versetzt. Getrieben von dem Bedürfnis, alles zu verändern, womit sie in Berührung kommen, haben sie die Erde wiederhergestellt und ihre eigenen Gene mit denen der Menschen vermischt – ohne diese vorher nach ihrer Einwilligung gefragt zu haben. Jetzt sollen Lilith und die anderen Überlebenden auf die Erde zurückkehren, doch sie müssen sich ihre alte neue Heimat mit unheimlichen, nicht menschlichen Kreaturen teilen: ihren eigenen Kindern.

In Xenogenesis verwebt Octavia E. Butler, die preisgekrönte Autorin von Die Parabel vom Sämann, so brisante Themen wie Rassismus und Toleranz, Gentechnik und Selbstbestimmung zu einem atemberaubenden Zukunftsabenteuer.“ (Verlagstext)

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Mittwoch, 23. Oktober 2024

Craig Thompson: Ginsengwurzeln


„Zwanzig Jahre nach Blankets kehrt Craig Thompson zurück zu seinen autobiografischen Wurzeln: Die Erinnerungen an die Sommer seiner Jugend, die er auf Ginseng-Feldern im ländlichen Wisconsin schuften musste, verwebt er mit der 300 Jahre alten Geschichte des weltweiten Ginseng-Handels und den vielen Schicksalen, die damit verbunden sind. In einer Mischung aus Memoiren, Reisebericht, Sachbuch und Essay erzählt Craig Thompson vom starken Band zwischen ungleichen Geschwistern, vom Aufstieg der industriellen Landwirtschaft, von sozialen Misständen und kulturellen Unterschieden sowie der Suche nach einem Gefühl von Heimat in einer sich rasant verändernden Welt. Und vom Ginseng zwischen westlichem Profitstreben und östlicher Verehrung.“ (Umschlagtext)

Nachdem ich Comics lange aus den Augen verloren hatte, war es Blankets, welches mir mit aller Macht demonstrierte, was das Medium kann. Literatur, U oder E – was auch immer. Comic bietet die Möglichkeit, mit einem ganz eigenen Ton Geschichten zu erzählen und dabei eben anders zu funktionieren als reiner Text oder auch als Filme/Serien.

Gestern konnte ich Craig Thompson bereits zum zweiten Mal live bei einer Präsentation eines neuen Werkes erleben. Es war ein Genuss. Und selbstverständlich hab ich mich fanboymäßig in die Schlange zum Signieren gestellt und immerhin ein paar Worte auf Englisch geradebrecht. Egal, es war ein toller Abend.

Gespannt bin ich darauf, dass der neue Band eben nicht nur eine autobiografische Fortsetzung darstellt, sondern die Perspektive viel breiter zieht. Das passt super zu der Freundschaft mit Joe Sacco, von der Thompson im Gespräch erzählte.

Nicht unerwähnt will ich auch die wirklich gute Moderation und Lesung der Journalistin Gesa Ufer lassen. Damit steht und fällt oft so viel, ohne dass die Moderierenden im Mittelpunkt stehen.

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Dienstag, 22. Oktober 2024

Jens Bisky: Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934


„‘An Warnungen vor der faschistischen Gefahr fehlte es nicht. Zum Dritten Reich führten viele kleine und große Entscheidungen – und nicht zuletzt die zeittypische Erwartung, die eine, alles umwälzende Entscheidung stünde unmittelbar bevor. Die Republikfreunde fühlten sich wie auf einer Scholle im Eismeer, von der täglich Stücke abbröckelten. Doch was einem Eismeer glich, der Kältestrom gegen die parlamentarische Republik und den Rechtsstaat, war vorbereitet, wurde organisiert.‘

Bis heute gilt das Ende der Weimarer Republik als Modellfall politischer Katastrophen. In einem großen Panorama schildert Jens Bisky, gedankensprühend und geschichtensatt, die Jahre, in denen sich das Schicksal Deutschlands entschied.“ (Umschlagtext)

Polarisierte Debatten, Diskursverschiebungen nach weit rechts, gesellschaftliche Spaltung, Fake News und Hetze, Scheindebatten und Gewaltphantasien gegen „die da Oben“, Verächtlichmachung demokratischer Institutionen und Spielregeln – Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Ich schaue mir das Drama um die Konstituierung des Thüringer Landtages an, das in der hyperschnellen Abfolge von Schlagzeilen schon längst wieder ganz nach unten gerutscht zu sein scheint.

Dabei lässt sich in unendlich vielen Gesprächen mit Menschen, die mit offenen Augen und Herzen durch die Welt gehen, immer wieder vernehmen, wie weit Sorge und Angst davor inzwischen verbreitet sind, dass sich Geschichte doch wiederholen könnte. Verbotsverfahren gegen die AfD und ein Wiedergewinnen der Menschen für die Demokratie – das eine wird wohl ohne das andere nicht ausreichen.

Es reicht ganz offenbar nicht mehr, schlaue Bücher zu lesen und darauf zu vertrauen, dass jenseits des Lesesessels sich schon alles fügen wird. Nicht mehr, fürchte ich.

„Als im Oktober 1929 Gustav Stresemann, der erfolgreiche Außenminister, starb, fragten sich die Zeitgenossen, wie es nun mit der Republik weitergehen könne. Gerade formierte sich eine faschistische Koalition, die 1933 an die Macht kam; Bauern warfen Bomben, die öffentlichen Haushalte litten unter wachsenden Defiziten, bald schien das parlamentarische System gelähmt. Demokratische Republik oder faschistischer Staat – so lautete ab dem Sommer 1930 die Alternative.
Was folgte – der Aufstieg radikaler Kräfte, die Pulverisierung der bürgerlichen Milieus, der Aufruhr der Mittelschichten, die Selbstüberschätzung der Konservativen und Nationalisten, die sich einbildeten, Hitler zähmen zu können, Verelendung und Bürgerkriegsflucht -, mündete in die verbrecherischste Diktatur des 20. Jahrhunderts. Jens Bisky erzählt, wie die Weimarer Republik in einem Wirbel aus Not und Erbitterung zerstört wurde. Es kommen Politiker und Journalisten der Zeit zu Wort, erschöpfte Sozialdemokraten, ratlose Liberalem nationalistische Desperados, Literaten, Juristen, Offiziere. Wie nehmen sie die Situation wahr? Welche Möglichkeiten hatten sie? – Das große Panorama einer extremen Zeit, die noch immer ihre Schatten auf die Gegenwart wirft.“ (Klappentext)


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Montag, 21. Oktober 2024

Sascha Reh: Biotopia


„Ein eigenartiger Zufall, dass ausgerechnet Malu Jacobsen damit beauftragt wird, die Menschenrechtslage in Biotopia, der gigantischen Vertikalfarm auf dem Tempelhofer Feld, zu untersuchen. Denn hier lebt ihre Tochter Golda, die sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat, den Traum von der nachhaltigen Agrarproduktion. Doch Malu ist überzeugt: Die Gerüchte, hier würden Geflüchtete und Staatenlose gegen ihren Willen als unbezahlte Arbeitskräfte festgehalten, können trotz des glanzvollen Außenbilds der Farm nicht aus der Luft gegriffen sein. Als Malu klar wird, dass sie mit ihren Nachforschungen nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Kinder aufs Spiel setzt, versinkt sie schon in einem Strudel aus Lügen und Intrigen …

Sascha Reh denkt die Entwicklungen unserer Gegenwart und die Auswirkungen der technologischen Fremdsteuerung auf den einzelnen Menschen konsequent zu Ende und zieht mit seinem spannungsgeladenen Roman alle Register futuristischer Szenarien.“ (Umschlagtext)

Seit „Gegen die Zeit“ freue ich mich ja auf frischen Lesestoff von diesem Autor. Da kam mir diese Neuveröffentlichung – in schön gemacht 😉 – doch gerade recht.

Science-Fiction, noch dazu, wenn sie vor der eigenen Haustür angesiedelt ist und aktuelle politische Themen aufgreift, ist natürlich eh sofort verführerisch. Und in diesem Fall erwarte ich ganz klar nicht enttäuscht zu werden. 😊

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Sonntag, 13. Oktober 2024

Alexander Bogner: Die Epistemisierung des Politischen. Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet


„Würde man die Frage gestellt bekommen, in welcher Gesellschaft wir denn heute eigentlich leben, dürfte man mit einiger Sicherheit als Antwort erwarten: in der Wissensgesellschaft.“ (Seite 7)

Es ist doch voll verrückt. Einerseits ist die Rede von der Wissensgesellschaft als Hinweis darauf, dass dank rasant fortschreitender Forschung das Wissen an sich in immer weitere Bereiche erstreckt. Andererseits nimmt die Verunsicherung durch Fake News, alternative Fakten, gefühlte Wahrheiten, Verschwörungserzählungen und populistisches Gewäsch immer mehr zu. Führt also ein Mehr an gesellschaftlichem Wissen zu mehr Verwirrung der Einzelnen?

Alexander Bogners schmaler Band verknüpft diese Entwicklung mit der Frage danach, was dies denn für die Demokratie und fürs Regieren in der Demokratie bedeutet. Seine Antworten mögen manche überraschen, sind aber mindestens recht inspirierend.

Allein zwei Großkrisen in der unmittelbaren Vergangenheit und Gegenwart – Corona und der Klimawandel – taugen als gute Beispiele für seine Argumentation. Immerhin ließ und lässt sich da gut erleben, was passiert, wenn die Themen, um die gestritten wird, sich dem Alltagswissen der Menschen so weit entziehen. Mal wieder sind also Expert:innen gefragt. Und ganz schnell entsteht ein Zustand, in dem wir meinen könnten, es müsste doch ausreichen, wenn uns Wissenschaftler:innen sagen, was wir zu tun haben. Das ist so verführerisch wie vereinfachend, weil Gesellschaften natürlich schon sehr viel komplexer funktionieren.

Wäre dem so, dass wir einfach nur auf die Wissenschaft zu hören brauchten, stellte sich sehr wohl die berechtigte Frage, wofür es dann noch demokratische Verfahren und all die Zeit und die Kosten bräuchte, die sie verursachen. Damit wäre der erste bedenkenswerte Punkt gesetzt.

Dies weiterzudenken ist keine Theorie mehr, denn wir erleben ja tagtäglich, wie auch wissenschaftlich fundierte Meinungen diskreditiert werden, in dem nicht nur wissenschaftliche Gegenrede formuliert, sondern alternatives Wissen (alternative Fakten) in Stellung gebracht wird. Für das Publikum ist offenbar schon länger nicht mehr ersichtlich, ob es sich um einen üblichen wissenschaftlichen Disput oder eigentlich manipulierende politische Debatten handelt. All das Wissen scheint uns hier also wenig weiterzuhelfen.

Spannend bei der Lektüre fand ich den Hinweis, dass so viele Debatten als scheinbare Auseinandersetzungen um Wissen geführt werden, obwohl es sich eigentlich um das Ringen um Werte und Weltbilder handelt. Vorgebliche Wissensdebatten verschleiern also geradezu, worum es gerade tatsächlich geht.

Im Fall von Corona bedeutete dies, dass der Streit darüber, welcher wissenschaftlichen Einschätzung wir nun folgen sollten, darin eskalierten, das Wissenschaftler:innen als Expert:innen hochgejazzt und zum Teil gegeneinander aufgebaut wurden, als wenn es nicht eigentlich um die Frage ging, was an Einschränkungen eine demokratische Gesellschaft zu akzeptieren bereit ist und wie mit den Folgen umzugehen sei.

Die Folge all des für Einzelne gar nicht mehr zu überblickenden Wissens wäre also, entweder blindlings die politische Entscheidungsgewalt an Wissenschaftler:innen/Expert:innen abzugeben oder aber jede Erkenntnis so lange mit „alternativem Wissen“ anzugreifen, bis die Menschen bereit sind, nur noch gefühlten Wahrheiten zu vertrauen. Und letzteres wäre zwingend alles andere als noch einen Wissensgesellschaft.

Was schlägt Bogner also vor? Insbesondere für politische Bildung aber auch für unsere Medien wäre der Hinweis, dass die Sphären des Politischen und des Wissens wieder strikter voneinander geschieden sein sollten, besonders bedenkenswert. Gerade hier wird ja nun vermittelt, was denn die Aufgaben und gesellschaftlichen Funktionen des Einen wie des Anderen sind. Und ganz ehrlich, bei zahllosen Unterhaltungen und Debatten mit unterschiedlichsten Menschen lässt sich schon der Eindruck gewinnen, dies sei kein Allgemeinwissen (mehr).

Für die ganzen Debatten darüber, wie die Demokratie noch zu retten sei, erscheint mir dies ein kleiner hilfreicher Mosaikstein zu sein. Wer sich darüber Gedanken macht, wie wir leben wollen und was wir für gut und richtig halten, muss sich natürlich mit dem eigenen Weltbild auseinandersetzen. Für die Meinungsbildung müssen wir auf gemeinsames, gesichertes Wissen zurückgreifen – als Handwerkszeug und eben nicht als Meinungsersatz. Das ist offensichtlich so banal wie grundlegend.

Kurz und gut: Schmaler Band mit ganz viel Anregung. Lesen!

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Sonntag, 6. Oktober 2024

Willem Frederik Hermans: Das heile Haus (Nachwort von Cees Nooteboom)


„Der große Ast, fast die ganze Krone, lag plötzlich unter dem Baum. Ich hatte kein Knirschen und Krachen gehört, der Knall aus einem kurzlebigen Buschwerk von Erdklumpen, nicht weit vom Baum entfernt, hatte alles übertönt.“ (Seite 9)

Das Faszinierende an dieser Bücherwelt ist ja, dass ich schon viele Jahre sehr viel gelesen haben und literarisch die Welt bereist haben kann – und doch findet sich immer wieder ein neuer Name, der andernorts wohl bekannt ist, von dem ich aber bisher noch nichts gehört habe. Und obwohl man denken könnte, dass die Themen sich irgendwann wiederholen müssten, gibt es durch diese persönlichen Neuentdeckungen immer wieder literarische erste Male. Ich finde das großartig.

Der Niederländer Willem Frederik Hermans ist einer der Namen, die mir bisher unbekannt waren. Aber immerhin seine Texte, nach dem Klappentext des Verlags, in den Niederlanden Schullektüre also Teil des Kanons.

Bei dieser Novelle, die im Krieg spielt, kann ich das zumindest gut nachvollziehen. Die Intensität des Textes, die erzählerische Dichte fangen Grauen und Schrecken des Krieges wirklich eindringlich ein.

Der Krieg, um den es hier geht, wird nicht weiter spezifiziert. Wir wissen nur, dass Deutsche, Russen und Partisanen sich an einer namenlosen Front gegenüberstehen. Mitten im Frontverlauf liegt in einer Ortschaft ein Haus, das jede der Seiten immer mal wieder einnimmt und besetzt. Der Erzähler ist einer der Kämpfer auf Seiten der Partisanen.

Mitten im Kampf wird er versprengt, verliert seine Kameraden und findet sich in dem fast schon idyllisch gelegenen Haus wieder. Er ist allein und beginnt das schier endlos große Anwesen und das Gebäude zu durchsuchen.

Zunächst traut er dem „Frieden“ nicht, wird aber sicherer, je länger er auf niemanden trifft. Umso erregter wird der Partisan, als er feststellt, dass das Haus doch nicht gänzlich unbewohnt ist. Außerdem drängt auch der Krieg sich wieder in diese Idylle. Das Haus wird einmal mehr besetzt.

Bei all dem verschwimmt immer mehr die Realität oder das, was im Grauen des Krieges noch davon übrigbleibt. Wer ist Feind, wer Freund, was bedeuten diese Kategorien überhaupt, wenn es dem Einzelnen nur noch ums Überleben gehen kann?

Und damit ist für mich der Kern des Textes erreicht. Jenseits aller heroischen Kriegspropaganda egal welcher Seite, die nur versucht, mehr „Menschenmaterial“ für die endlosen Schlachten zu gewinnen, bleibt da nichts als Grauen, Wahnsinn, das nackte, jeder Hoffnung beraubte Leben. All die Erzählungen und Begründungen für Kriege können dieses Höllenloch nicht stopfen.

Womit ich nicht sagen will, dass es egal sei, wer aus welchem Grund in den Krieg zieht. Angesichts gerade der beiden die Presse und die Diskussionen beherrschenden Kriege wird das besonders deutlich. Aber die konkreten, individuellen Auswirkungen auf alle Menschen, die sich in diesen Schrecknissen wiederfinden, sind und bleiben unbeschreiblich und letztlich nicht zu rechtfertigen.

Das widerspricht auch jeder Propaganda, die die Gegenseite zu entmenschlichen sucht und unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit von weltweit geltenden Konventionen, die gerade so massiv unter Beschuss stehen. Und das ist sicher kein Kollateralschaden.

Wer also gegen Krieg spricht, dafür aber mit Kriegspropaganda argumentiert, möge diesen Text lesen.

Kurz und gut: Kein leichter Stoff und leider offenbar zeitlos. Lesen!

(Übersetzung: Waltraud Hüsmert)

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