„Wie ein Schaulustiger am Rand der Datenautobahn – so habe ich mich manchmal während der Arbeit für dieses Buch gefühlt.“ (Seite 7)
Auf der #lbm23 konnte ich die Buchvorstellung mit Bastian Schlange live erleben, nachdem ich diesen Band am Stand vom Correctiv Verlag entdeckt und gleich gekauft hatte. Die Gesprächsrunde war sehr spannend und wie das Buch ein faszinierender Blick hinter die Kulissen der Faktencheckredaktion.
Bevor ich etwas zum Inhalt schreibe, will ich mal die Gestaltung und Aufmachung des Buches hervorheben. Da hat sich der Verlag wirklich große Mühe gegeben und ein Buch gestaltet, dass rein optisch einfach Spaß macht. Ein großzügiger Satzspiegel mit viel Platz am Rand für Einfügungen, Querverweise, Links, passend gesetzte Farben, einzig die Printqualität der Fotos ist hier und da suboptimal. Insgesamt, echt gelungen.
Bastian Schlange führt mit einem recht persönlichen Vorwort in die Geschichte von Correctiv ein und verhehlt auch nicht die negativen psychischen Folgen der Arbeit in der Redaktion für ihn selbst. Ein paar weitere Stimmen aus der Redaktion ergänzen diesen Zugang, der einigen der Macher:innen ein Gesicht und eine Geschichte gibt.
Neben der Geschichte der Anfänge von Correctiv bietet das Buch aber auch eine Darstellung der Desinformation, die wir gesellschaftlich seit 2010 erleben. Die Rückschau führt dabei in die USA und stellt einige Namen vor, die offensichtlich genug Geld und eine feste Ideologie haben. Die transatlantische Vernetzung von rechtskonservativ bis rechtsextrem sorgte dafür, dass auch Europa und damit auch Deutschland in den Fokus von diesen Bestrebungen geriet.
Spätestens seit Corona und dem Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine 2022 kommt gezielte Desinformation nicht nur aus dem Westen von entsprechenden Netzwerken, sondern auch als staatliche Strategie aus dem Osten von Russland aus.
Vor dem Hintergrund fand ich das Aufdröseln, welche Arten von Desinformation Correctiv ausmachen konnte, sehr hilfreich. Gerade weil vieles von dem für ganz normale Nutzer:innen des Internets kaum erkennbar zu sein scheint.
Die Schlussfolgerung, auf die das Buch hinausläuft, ist dann auch folgerichtig, fast schon banal. Wir brauchen mehr Mediennutzungskompetenz. Oder eine „redaktionelle Gesellschaft“, wie es Correctiv nennt. Das geht auch über die reine Nutzungskompetenz hinaus und fordert im Grunde, dass redaktionelles, faktenbasiertes, diskursfreundliches Handeln für demokratische Gesellschaft grundlegend sein sollte.
Deklinieren wir das durch, könnte das eine Methode sein, uns alle wieder sehr viel mehr für unsere Belange als Gesellschaft zu interessieren und einzusetzen und Formen auszuprobieren, wie das zu organisieren sei. Find ich nen spannend Punkt, der schon über das Heute hinausweist.
Kurz und gut: Inspirierend und ein gute Gedanken- und Gesprächsauftakt. Lesen!
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