„Konflikte werden gesellschaftlich hergestellt – sie werden entfacht, getriggert und angespitzt. Damit sind sie kein sozialer Fakt, der einfach nur gegeben ist. Dass wir die Gesellschaft als konfliktreich erleben, hat auch damit zu tun, wie Meinungsverschiedenheiten aufbereitet und kommuniziert werden.“ (Umschlagtext)
Sind wir als Gesellschaft tatsächlich so gespalten, wie uns medial vermittelte Analysen von Politiker:innen, Expert:innen oder so manchen Lautsprecher:innen immer wieder erklärt wird? Eine wirklich gute und berechtigte Frage.
Ob Klima, Geflüchtete, Corona, Gendersprache – es fühlt sich ja seit Jahren so an. Tatsächlich können sich vermutlich viele Menschen daran erinnern, zu dem einen oder anderen Thema schon sehr erhitzte Debatten geführt oder erlebt zu haben. Auch eine Wahrnehmung aus dem Alltag ist es zumindest für mich aber auch, dass Meinungen oft plötzlich gar nicht so weit auseinander liegen, wenn es möglich ist, das Anschreien zu überspringen und den eigenen Standpunkt eher argumentativ zu erklären. Oft verbindet sich das auch mit der Erkenntnis, dass wir uns in unseren Meinungen, natürlich auch anstecken lassen von dem, was wir lesen, hören, sehen.
Wie weit ist es da bis zu der Frage, ob wir uns eine tiefgreifende Spaltung nicht auch einreden lassen oder selbst einreden? Der Band fragt vermutlich nicht danach, ob und wer daran womöglich Interesse haben könnte. Dazu gibt es andere Bücher und nicht wenige. Ich bin aber schon sehr gespannt auf diese Vermessung und Beschreibung unserer Gesellschaft.
Und ja, ich bin wieder spät dran. 😉 Angesichts der von einem auf den anderen Tag dahin galopierenden Nachrichtenlage und dem, was aus ihr in der nächsten Zeit so nachfolgen wird (Neuwahlen bei uns, Trump als Präsident …), bietet der Band sicher ein angemessenes Innehalten, bevor ich mich auch in die nächste hitzige Debatte stürze. 😉
„Von
einer ‚Spaltung der Gesellschaft‘ ist immer häufiger die Rede. Auch in der
Alltagswahrnehmung vieler Menschen stehen sich zunehmend unversöhnliche Lager
gegenüber. So plausibel sie klingen mögen, werfen entsprechende Diagnosen doch
Fragen auf: Wie weit liegen die Meinungen in der Bevölkerung wirklich
auseinander? Und ist die Gesellschaft heute wirklich zerstrittener als zur Zeit
der Studentenproteste oder in den frühen Neunzigern?
Nicht
zuletzt weil man eine Spaltung auch herbeireden kann, tut mehr Klarheit not.
Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser kartieren aufwendig die
Einstellungen in vier Arenen der Ungleichheit: Armut und Reichtum; Migration;
Diversität und Gender; Klimaschutz. Bei vielen großen Fragen, so der
überraschende Befund, herrscht einigermaßen Konsens. Werden jedoch bestimmte
Triggerpunkte berührt, verschärft sich schlagartig die Debatte: Gleichstellung
ja, aber bitte keine ‚Gendersprache‘! Umweltschutz ja, aber wer trägt die
Kosten? Eine 360-Grad-Vermessung der Konflikte um alte und neue Ungleichheiten,
die eine unverzichtbare Diskussionsgrundlage bietet und viele Mythen
entzaubert.“ (Klappentext)
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