Donnerstag, 14. November 2024

Sorority (Hrsg.): No More Bullshit. Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten


„Eine Aussage oder ein Argument zum ‚Bullshit‘ zu erklären, ist eine starke Geste.“ (Seite 9)

Wer dachte, #metoo hätte ein für alle Mal aufgeräumt mit diesem Sexismus, weil doch endlich mal ausgesprochen wurde, was so lange fein beschwiegen, beschwichtigt, abgewiegelt wurde, der muss sich eines Besseren belehrt fühlen.

Spätestens die zunehmend polarisierten Debatten der letzten Jahre haben auch hier eine Diskursverschiebung bewirkt. Klar, wir alle lesen und sehen immer wieder, dass für Menschen im Rampenlicht ganz schnell das Licht ausgeschaltet wird, wenn sexistisches Verhalten ruchbar wird. Trotzdem landet man „am Stammtisch“ dann ganz schnell beim Gendern und schwupps ist da nicht mehr viel mit neuer Einsicht und Erkenntnis. Mindestens gefühlt scheinen sich alte Klischees nicht nur zu halten, sondern gern als Alibi immer wieder neu aufgelegt zu werden.

„Mittlerweile werden Männer* diskriminiert.“
„Also, ich fühle mich nicht unterdrückt.“
„Sei nicht so sensibel.“
„Qualität statt Quote!“
„Verstehst du keinen Spaß?“

Das sind nur einige Klischees, die in diesem handlichen und wirklich toll gelayouteten Buch als Kapitel behandelt werden. Und ehrlich, sind sie nicht alle sattsam bekannt und weiterhin aktuell?

Die große Stärke dieses schmalen, schon 2020 erschienenen Bandes, ist die wunderbare Mischung aus Einordnung, Kommentierung, Argumentationshilfe – und trotz des Themas Spaß am Lesen. Ich hatte ja schon so einiges an Material, insbesondere Argumentationshilfen, in der Hand. Dieses Handbuch sticht für mich deutlich heraus.

Es setzt nicht auf schlechtes Gewissen, sondern auf Aufklärung im besten Sinne. Autor:innen von Stefanie Sargnagel bis Lady Bitch Ray liefern eine Reihe von Zugängen und Perspektiven und lassen es für meinen Geschmack ganz praktisch und verständlich werden.

Wenn die Annahme denn richtig ist, dass es wenigstens in Teilen der Gesellschaft einen diskursiven Backlash beim Thema Sexismus aber auch Gleichberechtigung gibt, dann zeigt es angesichts auch von erschreckenden Wahlergebnissen für autoritäre oder autoritär-affine Parteien eigentlich genau eines: Kein gesellschaftlicher Fortschritt ist von Dauer, nur weil er einmal erreicht wurde. Und das gilt außerdem auch für jegliche Minderheitenrechte.

Rechtsschwurbler und populistische Politchamäleons machen immer wieder deutlich genug, dass sie nur zu bereit sind, für vermeintlich höhere Ziele solche Errungenschaften ganz schnell zurückzudrehen. Und deshalb braucht es solche Bücher auch 2024 noch.

Kurz und gut: Gut gelaunt beim Stammtisch mal auf den Tisch hauen. Lesen!

(Übersetzung: kommt aus Österreich, muss gar nicht übersetzt werden 😊)

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