Mittwoch, 20. Oktober 2021

Thomas von Kummant/ Benjamin von Eckartsberg: GUNG HO. Band 5 / Die weiße Flut


„Zu den Waffen!!!“ (Seite 5)

Sieben Jahre ist es her, seit der erste dieser fünfbändigen Comicserie erschienen ist. Für meinen Geschmack kann ich sagen, dass sich das Warten auf jeden einzelnen der Bände gelohnt hat. So schön es ist, endlich auch den Abschlussband in den Händen zu halten, so schade ist es natürlich auch, dass die Serie damit zu Ende ist.

Bevor ich jetzt nur des Fanboys Jubel und Jammer anstimme, vielleicht noch mal so viel zum Inhalt:

In einer nahen Zukunft wird Europa von buchstäblichen weißen Monstern überrannt. Die Menschen fliehen und verbarrikadieren sich hinter hohen Mauern, während das Land weitgehend schutzlos und verlassen ist. Es gibt noch kleine Vorposten der stark dezimierten Menschheit wie die Siedlung 16. Idyllisch an einem See gelegen, leidlich von einer Mauer umgeben, kämpfen die wenigen Menschen hier gegen die Weiße Plage und ums tägliche Überleben.

Die Brüder Zack und Archer werden als rebellische Jugendliche an diesen Ort verbannt; ihre letzte Chance vor der endgültigen Verstoßung aus den Reihen der übriggebliebenen Zivilisation. Das raue Leben in der Siedlung soll sie gefügig machen. Doch ganz so einfach liegen die Dinge nicht, wie die beiden sehr schnell spitzbekommen. Idyllisch ist es hier weder vor noch hinter der Mauer. Klar schlägt insbesondere Archer gern über die Strenge, aber in der Siedlung greift auch eine gewisse Verrohung ums sich, ganz abgesehen von der stillschweigend hingenommenen Korruption des Verbindungsmannes zur nächsten großen Stadt.

Die Außenseiter Zack und Archer geben quasi den Brandbeschleuniger für eine ohnehin schon explosive Mischung ab. Die Folge sind immer härter ausfallende Auseinandersetzungen unter den Jugendlichen der Siedlung, Liebe, Sex und Alkohol spielen natürlich auch eine Rolle und die Sympathien wechseln das eine oder andere Mal. Als wäre das nicht schon fast faszinierend genug, mehren sich die Vorkommnisse mit den weißen Bestien. Auch vor den Toren der Siedlung braut sich merklich etwas zusammen.

Die Implosion des nur noch so irgendwie funktionierenden inneren Gefüges der Gemeinschaft kommt zeitgleich mit dem lange erwarteten und befürchteten Großangriff der Bestien. Jetzt muss sich erweisen, zu welcher Gegenwehr die Menschen noch in der Lage sind. Schafft es die ältere Generation, Ruhe und Ordnung im Inneren wiederherzustellen oder werden sie vom anarchischen Chaos der Jugendlichen hinweggefegt, die die Fesseln der restriktiven Gemeinschaft nun endgültig abzuschütteln drohen?

Die Story hat natürlich echt alles, was spannend ist, fasziniert und Spaß macht. Gleichzeitig werden hier in dem Genre wiederkehrende Themen überaus unterhaltsam verhandelt.

Dystopien und Young Adult Stories gehen ja schon seit einiger Zeit ganz wunderbar zusammen. Immerhin birgt die Konstellation von jungen Menschen, die von ihren Eltern eine Welt im Untergang erben und sich einer harten und restriktiven gesellschaftlichen Realität gegenübersehen, eine Menge erzählerisches Potential. Die Rebellion der Jungen ist nicht nur eine Reaktion auf das Versagen der Älteren und den Untergang der Zivilisation sondern ebenso eine fortlaufende Kritik daran, dass die Eltern eben auch der Zukunft nicht gewachsen sind. Scheinbar unhinterfragbar notwendig ist, dass alle sich einreihen und funktionieren. Doch für die Jungen bleibt nur das Gefühl, dass alles nur dem Machterhalt derer dient, die der Katastrophe die ganze Zeit schon nicht gewachsen sind.

Was von Kummant und von Eckartsberg an Figuren aufbieten, um diese Konfliktlinien auszuleuchten und zu beleben, ist großartig und überzeugend gemacht. Die Rollenverteilungen funktionieren für mich perfekt und jede der Figuren ist glaubwürdig. Dass die zeichnerische Umsetzung Maßstäbe gesetzt hat, war ja schon dem Jubel um den ersten Band zu entnehmen. Und zurecht. Ich finde hier an keiner Stelle etwas zu meckern. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Stoff nicht doch irgendwann einmal auf die Leinwand kommt oder in ein Serienformat gepackt wird. Zu wünschen wäre es GUNG HO – und seinen Erschaffern.

Kurz und gut: Wer bis jetzt gezögert hat, hat nun keine Ausrede mehr. Lesen, aber sowas von!

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