„Wann würden sie zurückkommen? Er lauschte.“ (Seite
11)
Muss ich Gereon Rath, den Berliner
Kommissar, noch vorstellen nach seinen Auftritten in Roman, Film und Comic?
Vermutlich nicht. 😊
Ich habe es
also endlich geschafft und den ersten Band der Reihe aus der Feder von Volker
Kutscher gelesen. Tatsächlich war ich, wie wahrscheinlich sehr viele andere
auch, zunächst über die Serie „Babylon Berlin“ auf den Stoff gestoßen. Nachdem
ich alle damals verfügbaren Folgen geschaut hatte, kam auch schon die
Comicadaption von Arne Jysch in den Handel – eine ganz wunderbare schwarz-weiß
Version der bunten Filmausgabe. Warum ich mal wieder so lange gebraucht habe,
dem Trend hinterherzulesen, kann ich nicht mal genau sagen. Aber, jetzt kann
ich mitreden. Wenigstens, was den ersten Band angeht. 😊
Die Story
hier nachzuerzählen schenke ich mir einfach mal, sie dürfte sattsam bekannt
sein. Ein Kölner Mordermittler kommt ins Berlin der Zwanziger Jahre im letzten
Jahrhundert, landet bei der Sitte und will unbedingt wieder zur Mordkommission.
Unser herrlich verklärt bis verkitschtes Bild dieser wilden Zeit gibt den
Hintergrund, vor dem Gereon Rath, der Ermittler, gemeinsam mit den
Zuschauer:innen und Leser:innen dieses verrückte Berlin kennenlernt.
Spannend bei
Stoffen, die verschiedene Adaptionen in anderen Medien erfahren, ist es ja
immer wieder, wie die Stories auf die jeweiligen Arten zu erzählen angepasst
werden. Wo in der Literatur gern Raum für längere innere Monologe oder
Reflexionen ist, sind Film und auch Comic ein Stück weit handlungsgetriebener.
Dem Genre des Krimis ist es vermutlich geschuldet, dass der Abstand zwischen
Text-, Film- und Comicversion nicht übermäßig ins Gewicht fällt.
Deutlich
auffälliger ist da schon die Interpretation der Figuren. Die Romanvorlage ist
deutlich weniger darauf aus, den Kommissar sympathisch erscheinen zu lassen.
Eher im Gegenteil. Den literarischen Gereon Rath empfand ich als sehr viel
ruppiger, egoistischer, karrieregeiler. Die Story gerät damit deutlich weniger „glatt“
als die Filmversion. Als Leser Sympathien auf das handelnde Personal zu
verteilen, fiel mir so deutlich schwerer. Reizvoll macht es den Text aber
allemal.
Krimis
gehören ja sonst nicht unbedingt zu den Stoffen, die ich lese. Insofern fühlte
ich mich etwas arg durch die Story getrieben, waren mir die Szenensprünge dann
doch ab und an zu schnell bzw. zu groß. Ich schreibe diese Empfindung aber
einfach mal mehr meinen Lesegewohnheiten als der Qualität des Textes zu.
Gepackt hat
mich der letztlich ja doch. Auch wenn mein persönliches Kopfkino dann doch
hauptsächlich im Farbton der Serie ablief. Ob es ausgereicht haben wird, Gereon
Rath literarisch wiederbegegnen zu wollen, kann ich noch nicht mit Gewissheit
sagen. Ich schließe aber nicht aus, dem Genre Krimi mit Volker Kutscher noch
eine weitere Chance zu geben.
Kurz und gut: Ob der Hype um die Romane eher der historischen
Kulisse oder der Handlung zuzuschreiben ist, ist letztlich egal. Gute
Unterhaltung wird geboten. Kann man lesen!
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