„An einem Morgen im März erwachte Claudina früher als nötig,
ärgerte sich und blickte voll Unruhe an die Decke.“ (Seite 7)
Claudina lebt in Berlin und trennt sich gerade vom Vater ihrer
Tochter. Sie sieht einer ungewissen beruflichen Zukunft entgegen und fühlt sich
insgesamt recht antriebslos, nutzlos und irgendwie müde. So müde, dass sie
zuweilen einfach in Schlaf fällt.
Während sie eines Tages schon mal das Jobcenter von außen
besichtigt, um sich darauf einzustellen, dass sie dort landen wird, aber auch
um sich abzuschrecken und Vorurteile bestätigt zu finden, spricht sie ein
attraktiver Mann an. Wenig später besucht sie ihn im Berliner Umland – eine leidenschaftliche
Romanze beginnt. Claudina flirtet mit ihm, mit einem Leben auf dem Land, mit einem
idyllischen Leben abseits der um sich greifenden und alles erfassenden
Verwertungslogik.
Nur leider hat der Typ, ich sag es mal salopp, mächtig einen an
der Klatsche. Wie irgendwie alle, die Claudina innerhalb kürzester Zeit dort
kennenlernt – während sie mal eben Zeugin einer Spontan-Entführung wird, die
nichts weniger will, als die Welt zu ändern.
Doch leider bestimmen auch hier eben die Typen, die von ihren ganz
eigenen Dämonen verfolgt werden. Claudina findet sicher wieder einmal auf dem
Zuschauerplatz wider und spielt allenfalls eine Statistenrolle.
Der sich irgendwie auflösenden Entführung folgt eine Reise in
einem alten Wagen nach Frankreich, die romantisch hätte werden können. Aber
irgendwie dämmert ihr, dass dieses Leben doch noch eine andere Zukunft
bereithalten müsste. Der Typ ist es jedenfalls nicht. Hach, und schon ist es auch
wieder vorbei. Wie die Erzählung, nach 130 Seiten.
Mich lässt das Ganze ein wenig zwiegespalten zurück. Einerseits
mochte ich Katrin Heinaus Erzählstil gern: Mit Tempo formuliert, witzig,
überdreht und trotzdem eingängig. Mit den Figuren und der Story selbst wurde
ich nicht so ganz warm. Das Überdrehte macht es schwer, finde ich, zu erkennen,
worum es Heinau geht. Insbesondere die Hauptfigur Claudina bleibt für mich
farblos. Ihre Passivität erschließt sich mir nicht. Vielleicht ist es aber auch
genau der Effekt, den Filme gern erzeugen, dass man als Zuschauer die Figuren
am liebsten anschreien möchte, damit sie das offensichtlich einfache endlich
tun.
Kurz und gut: Meinen Spaß beim Lesen hatte ich, auch wenn die
Story und Figuren mich nicht ganz überzeugen konnten. Vielleicht ist es aber
auch eines der Büchlein, die noch länger nachhallen. Mal schauen. 😊
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