Mittwoch, 18. Juli 2018

Marc-Uwe Kling: QualityLand



„Nun reist du also zum ersten Mal in deinem Leben nach QualityLand. Bist du schon aufgeregt? Ja? Aus gutem Grund! Denn bald betrittst du das Land, das so wichtig ist, dass mit seiner Gründung eine neue Zeitrechnung begann: die QualityTime.“ (Seite 9)

Und da in QualityLand gut natürlich nicht gut genug ist, liegt hier vor mir die beste Satire über eine Zukunft, die so nah ist, dass sie schon längst angebrochen ist.

Marc-Uwe Kling muss sich gar nicht so viel neu ausdenken, um ein Bild der nahen Zukunft zu entwerfen. Arbeit wird immer mehr automatisiert, der Mensch kann sich dagegen ganz auf das Konsumieren konzentrieren. Dass alles und jede immer und überall vermessen, gewogen und kategorisiert wird, ist folgerichtig – dient aber natürlich nicht nur der vorauseilenden Befriedigung der Wünsche, die die Konsumenten selbst noch gar nicht ahnen. Geld lässt sich so offenbar soviel machen, dass das System sich selbst immer wieder bestätigt und die Einteilung der Menschen nach Rängen sich wunderbar von Mal zu Mal reproduziert.

Zwei Ereignisse erschüttern die bunte, digitale Welt von QualityLand. Peter Arbeitsloser bekommt per Drohne einen Delfindildo geliefert. Dass Drohnen ungefragt andauernd etwas liefern, was nach statistischen Berechnungen ihres Profils in ihnen schlummernde Bedürfnisse befriedigt, das ist Alltag in QualityLand. Peter aber mag sich so gar nicht mit dem Delfindildo anfreunden und stößt auf einen Fehler im System.

Das zweite Ereignis ist, dass die Fortschrittspartei zur anstehenden Präsidentschaftswahl einen Roboter mit Superintelligenz als Kandidaten präsentiert, was die Maschinenstürmer auf den Plan ruft, als hätte es die letzten 200 Jahre nicht gegeben.

Ach, ich will eigentlich lieber nicht so viel von der gar vergnüglichen Lesereise verraten, die der Roman bereithält. Aber loben will ich noch ein wenig: Zum einen die Ausstattung und Gestaltung des Buches, das obendrein auch noch in zwei unterschiedlichen Umschlagfarben aufgelegt wurde. Zum anderen hab ich mich wunderbar über Klings Humor und die grandiose Detailverliebtheit gefreut, mit der in dieser Zukunftssatire so vieles aus unserem Alltag als mahnende Anspielung untergebracht oder in logischer Konsequenz weiter gesponnen wurde.

Ich habe immer noch keine Ahnung, ob ich mit den allenthalben so gelobten Känguru-Chroniken nun wirklich etwas verpasst habe. Diesen satirischen Roman zu verpassen konnte ich aber zum Glück vermeiden. 😉

Kurz und gut: Perfekt für ein Sommerwochenende in der Hängematte! Wenn der Roman nicht in kürzester Zeit verfilmt wird, soll mich der Schlag treffen! 😉

#lesesommer #roman #marcuwekling #ullstein #zukunft #satire #qualitytime #digitalisierung #ki #lesen #leselust #literatur

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen