„Sonntag, 29. August 1937, vor der Bucht von Brest …“ (Seite 3)
Da taucht mitten in der Nacht vor dem französischen Brest in der Bretagne ein spanisches U-Boot auf und trägt den Spanischen Bürgerkrieg mit sich.
Dieses Comic Album erzählt eine, mir bis dahin auch unbekannte Episode aus dem Freiheitskampf der Spanischen Republik gegen den Faschisten Franco. Vielleicht zunächst ein paar Worte zu der erzählten Begebenheit.
Das republikanische U-Boot gehörte zu den Kräften, die Waffenlieferungen an Franco aus Italien und Deutschland verhindern sollten. Beschädigt rettet es sich in den Hafen von Brest, um dort repariert zu werden. Das wiederum stellt sich als alles andere als einfach heraus.
Nicht nur Spanien ist gespalten, auch in Frankreich ringen verschiedene Kräfte miteinander. Die einen würden lieber sofort auf Seiten der Spanischen Republik aktiv in den Bürgerkrieg eingreifen, andere zögern und dann gibt es noch diejenigen, die fest an der Seite des Faschisten Franco stehen und sich ein faschistisches Frankreich ersehnen.
Die rechtliche Frage, ob dem U-Boot geholfen werden kann und darf ist offen. Während die spanischen Faschisten ein Kommando zur Übernahme des Bootes auf den Weg schicken, aktivieren sie die Unterstützung von französischen Faschisten vor Ort.
Doch sie sind zum Glück nicht die einzigen, die aktiv werden. Denn auch die Sache der Spanischen Republik hat ihre Unterstützer vor Ort, die alles daransetzen, das Boot zu beschützen und der Republik zu erhalten.
Es entspinnt sich also ein intensives, zähes und gewaltvolles Ringen um das Boot, seine Besatzung, die ebenfalls von Francos Leuten unterwandert ist, das, soviel darf verraten werden, weil es ja leicht nachzulesen ist, zumindest in diesem kurzen historischen Moment für die Republik ausgeht.
Interessant finde ich die Frage, ob das Medium Comic auch solche historischen Momente erzählen kann und was dafür spezifisch ist.
Die Macher dieses Albums haben sich dafür entschieden, diese historische Episode als Story zu erzählen. Es handelt sich also nicht um einen Sachcomic.
Die erzählerischen Möglichkeiten des Mediums unterstützen den dramatischen Moment der Geschichte. Die Grafik fängt die fiebrige Stimmung der Situation ein und baut auch die dicht gesetzten Szenenschnitte ordentlich Spannung auf. So weit, so handwerklich gut.
Der Erzählung ist noch ein mehrseitiges Nachwort des Historikers Patrick Gourlay mit originalem Bildmaterial beigefügt. Das braucht es tatsächlich in diesem Fall auch für die Kontextualisierung und Einordnung der historischen Begebenheit.
Wo das Medium in diesem Fall, zumindest als 64-Seiten-Album dann doch an seine Grenzen stößt, ist die sehr komplexe historische Situation, die aber eben wichtig für das Verständnis der Vorgänge und der Motivation der ganzen handelnden Personen ist. So viele divergierende Interessen, die den Hintergrund ausmachen, sind bildlich/erzählerisch kaum darzustellen und auf so wenigen Seiten unterzubringen.
Die schiere Anzahl an wichtigen Protagonisten ist ein anderer Punkt. Um das wirklich so auserzählen zu können, dass sich die ganze Situation auch ohne Begleitmaterial erschließt, ist nahezu unmöglich – es sei denn, man konzentrierte sich auf ausschließlich eine Perspektive.
So ist der Dreh viel eher, mit einer packend und schnell erzählten Geschichte Interesse daran zu wecken, mehr erfahren zu wollen. Das räumt dem Nachwort und eventuellen weiterführenden Hinweisen einen deutlich größeren Stellenwert ein.
Den Macher:innen dieses Comicprojektes war das offensichtlich bewusst. Zumindest finde ich das Album insgesamt recht gelungen, um in die Zeit und die Vorgänge einzutauchen und noch ein wenig darüber hinaus nachzulesen.
Kurz und gut: Comic kann auch Geschichte. Lesenswert!
(Übersetzung: Mathias Althaler)
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