Donnerstag, 19. Dezember 2024

Zoë Beck: Das zerbrochene Fenster


„Ich muss die kaputte Scheibe endlich austauschen.“ (Seite 7)

Ein Mann und eine Frau streiten sich. Sie stößt ihn rückwärts in eine Tür mit Fenster. Er verletzt sich und verschwindet spurlos. Sieben Jahre lang versucht die Frau darüber hinwegzukommen, dass sie wortlos und ohne weitere Erklärung verlassen wurde. Dann geschieht ein Mord und sie steht auf der Polizeiwache und erklärt, ihr verschwundener Freund sei der Mörder.

Das wäre natürlich kein Thriller von Zoë Beck, wenn nicht noch mehr interessante Figuren auftauchten, die Handlung sich über verschiedene Zeitebenen verschachteln würde und es beim banalen who done it bliebe. 😉

Philippa entstammt einer schwerreichen Familie, entscheidet sich aber gegen das Leben als Tochter im Familienunternehmen und geht ihren eigenen Weg – als durchaus erfolgreiche Klavierbauerin; zuletzt mit einer eigenen kleinen Werkstatt in Schottland. Als reichte das nicht aus, ihre Eltern und auch die Geschwister ordentlich auf Trab zu halten, freundet sie sich auch noch mit einem mittellosen Hilfsarbeiter aus der Firma des Vaters an, mit dem sie schließlich zusammen nach Schottland zieht. Eltern und Geschwister spielen aber natürlich auch in der Geschichte weiter eine Rolle.

Sean kommt in Schottland im Gegensatz zu Philippa beruflich kein Stück weiter. Die Beziehung der erfolgreichen (und zumindest potentiell reichen Tochter) und des armen Hilfsarbeiters steht also vor einer harten Probe. Nunja, Sean verschwindet halt nach dem Streit.

Die starke, unabhängige Philippa kämpft sieben lange Jahre damit, keine Antworten zu erhalten. Aber keine Sorge, das ist nicht die Geschichte vom armen Frauchen, das dann doch nur „das schwache Geschlecht“ repräsentiert und sich nichts sehnlicher wünscht, als zurück in den starken Armen … na ihr wisst schon. Philippas Geschichte ist die des nicht Abschließenkönnens; es geht um das erklärungslose Verlassenwerden. Sie bleibt dabei eine starke, unabhängige Frau, auch wenn Depressionen dunkel nach ihr greifen.

Als sie endlich ein irgendwie neues Leben anfangen kann, geschieht dieser Mord. Möglicherweise gibt es nach Jahren die ersten ernsthaften Hinweise auf Sean. Was Philippa dazu bringt, ihn des Mordes zu bezichtigen. Na, das lest ihr mal hübsch selbst.

Vorzüglich finde ich mal wieder das ganze Personal der Story, ich sag mal, typisch normal beschädigte Leute. Die wohlhabenden Geschwister, fürsorglich der eine, tabletten- und shoppingsüchtig die andere. Seans schrullig werdender Vater. Philippas neuer Freund. Der kauzige und von Panikattacken geplagte vielleicht-Erbe eines Medienunternehmens.

Sie alle sind mit vielen Details ausgestattet, ihre Geschichten natürlich irgendwie miteinander verwoben. Und diese Geschichten liefern genügend Stoff für mehr als nur eine Fährte zur Lösung des Mordfalles, um den es ja auch noch geht.

Wie bisher in allen Romanen von Beck, die ich bisher gelesen habe, machen Tempo und Erzählstil einfach Spaß, unterfordern nicht und bleiben eben doch auch kitzelig unterhaltsam.

Kurz und gut: Mal nicht Tatort gucken. Lesen, macht mal! 😉

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