„Afrika.
Die durchweichte Zeit.“ (Seite 11)
Da passiert tatsächlich mal etwas in einem Provinzkaff in der Sierra Nevada. Eine Frau stürzt in eine Schlucht. Allerdings deutet viel daraufhin, dass sie aus ihrem von der Straße abgekommenen Wagen geflüchtet ist und der Sturz eher kein Unfall war.
Über das Autokennzeichen findet der örtliche Sheriff Luther Opoku den Weg zu einer einsam und gut verborgen gelegenen Forschungsanlage, die natürlich ordentlich mysteriös erscheint. Sie gehört zu einem Hightechkonzern aus dem Silicon Valey und ehrlich, das schreit doch schon nach abgefahrenen Experimenten und geheimnisvollen Vorgängen.
Und wo heute so viel über KI diskutiert und philosophiert wird, passt dieser Roman von 2018 doch ganz wunderbar. Denn dieser Konzern forscht natürlich an einer KI, die alles an künstlicher Intelligenz in den Schatten stellen soll.
Nun ist das hier kein philosophischer Essay, sondern ein ordentlich handlungsgetriebener Thriller, in dem Schätzing aus seiner Sicht einmal ausbuchstabiert, wohin derlei führen könnte. Ganz praktisch soll diese KI eigentlich die Welt retten und entdeckt dazu auch noch den Zugang zu Parallelwelten.
Und ehe man sich versieht, geht es auch schon um die Frage, ob die Menschheit wohl in der Lage wäre, es endlich mal besser zu machen und unsere Welt aus purem Gewinnstreben nicht einfach nur in Schutt und Asche zu legen, vom Klimawandel mal ganz zu schweigen.
Da wäre es natürlich total praktisch, wenn man aus einer Vielzahl von parallelen Welten das Beste zusammentragen könnte, um unsere Probleme hier zu lösen. Dumm nur, dass der Faktor Mensch als unberechenbare Größe immer noch eine Rolle spielt.
So spiegeln die ganzen Welten unsere eben in so ziemlich jeder Hinsicht. Es gibt sie in harmonischer, kriegerischer, neoliberaler und jeder anderen Ausprägung. Und nicht immer ist davon auszugehen, dass die dort jeweils Einheimischen es gut finden, wenn da jemand reinschneit und Technologien und Wissen klaut – und sei der Zweck noch so gut gemeint.
Nicht überraschend ist es auch, wenn es in anderen Welten ähnliche Bestrebungen gibt – mit womöglich auch nicht so gut gemeinten Intentionen. Und da reden wir noch gar nicht darüber, dass sich auch gut gemeinte Ideen im Hier und Heute mitunter Menschen bedienen, die es nicht unbedingt genauso gut meinen. Oder die plötzlich eigene Bestrebungen entwickeln. Menschen halt.
Tja, und der Provinzsheriff Luther befindet sich plötzlich mittendrin und weiß ganz schnell gar nicht mehr so sicher, welche Welt die Richtige ist und wer er selbst nun ist.
Aber ist das alles dann doch nicht nur reine Unterhaltung? Ich hab das selbst ja mal, ganz jung und sehr idealistisch, auch anders gesehen, aber über die Jahre hab ich entdecken können, dass auch unterhaltende Texte nicht einfach nur die Klischees aus dem Bestsellerbaukasten runterrattern müssen, sondern durchaus mit relevanten Themen verknüpft sein können.
Und dies lässt sich bei Frank Schätzing, auf den ich auch erst mit dem „Schwarm“ aufmerksam geworden bin, durchaus unterstellen. Schreiben und fesselnd erzählen, auch über mehrere hundert Seiten lang, das kann er definitiv. Mit Recht lese ich seine Bücher also immer wieder gern und bin gespannt, was mir da als Nächstes von Schätzing auf den Lesestapel flattern wird.
Kurz und gut: Netflix einfach mal aussetzen. Ruhig lesen, lohnt sich!
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